Blutzuckerspiegel: Ein beständiges Auf und Ab

Der Gehalt der Glukose im Blut ist keine starre Größe. Es ist völlig normal, dass er im Laufe eines Tages erheblich schwankt: Morgens ist er in aller Regel sehr niedrig, weil man über Nacht nichts gegessen hat. Nach einer Mahlzeit steigt er deutlich an. Auch körperliche Aktivität und Stress beeinflussen den Verbrauch von Blutzucker. Wohl jeder hat schon erlebt, dass er nach einer großen Anstrengung unterzuckert ist und dann schnell Energie braucht.

 

Wegen diesen Schwankungen reicht ein einmaliger Test daher nicht aus, um festzustellen, ob ein normaler Blutzuckerwert vorliegt. Erst durch mehrere Messungen über einen längeren Zeitraum lässt sich zweifelsfrei feststellen, ob die Zuckerwerte krankhaft zu hoch oder zu niedrig sind.

Wie sehen die Normalwerte von Blutzucker aus?

Grundsätzlich lässt sich der Gehalt des Blutzuckers anhand von Blutuntersuchungen bestimmen. Dies geht mithilfe von Blutzuckermessgeräten auch ganz einfach zu Hause. Der Zuckergehalt im Blut wird in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder Millimol pro Liter (mmol/l) angegeben.

Blutzucker Normwerte Tabelle: Wie hoch ist ein normaler Blutzuckerwert?

Einen schnellen Überblick, ob die Blutzuckerwerte im Normbereich liegen, oder ob ein Verdacht auf Diabetes mellitus besteht, liefert die folgende Blutzuckertabelle.

 

Nüchternblutzucker

Blutzucker zwei Stunden nach dem Essen

HbA1c-Wert*

Kein Diabetes

< 100 mg/dl oder < 5,6 mmol/l

< 140 mg/dl oder < 7,8 mmol/l

< 5,7 % oder < 39 mmol/l

„Prädiabetes“

100–125 mg/dl oder 5,6–6,9 mmol/l

140–199 mg/dl oder 7,8–11,0 mmol/l

5,7 – < 6,5 % oder 39 – < 48 mmol/l

Diabetes mellitus

 ≥ 126 mg/dl oder ≥ 7,0 mmol/l

≥ 200 mg/dl oder ≥ 11,1 mmol/l

≥ 6,5 % oder ≥ 48 mmol/l

* Der HbA1c-Wert ist für die Diabetesdiagnose nicht geeignet, wenn mit einer Beeinflussung oder Verfälschung des Wertes zu rechnen ist. Nauck M et al. Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus; Diabetologie 2017; 12 (Suppl. 2): S94–S100

Welche Blutzucker-Werte gibt es überhaupt?

Bei Blutzuckermessungen unterscheidet man zwischen Langzeitwerten und Kurzzeitwerten.

Kurzzeit-Messungen

Diabetes-Patienten sollten mehrmals täglich den Blutzucker selbst bestimmen. Dies kann mithilfe eines tragbaren Blutzuckermessgeräts durchgeführt werden. Der Blutzucker wird normalerweise im nüchternen Zustand, also direkt nach dem Aufstehen, sowie ca. zwei Stunden nach den Mahlzeiten gemessen.

 

Sie fragen sich, wie Sie den Blutzucker richtig messen? In diesem Artikel finden Sie Kurzanleitungen und 7 Schritte zum Blutzucker messen.

 

Für die komfortable Messung zu Hause oder für die mobile Blutzuckermessung wurden STADA Gluco Result® und STADA Gluco Result To Go® Plus entwickelt.

Der HbA1c-Wert

Der Langzeitzucker wird bei Diabetes-Patienten etwa alle zwei bis drei Monate gemessen und unterstützt bei der Prognose sowie der Kontrolle des Behandlungserfolgs. Ein typischer Wert zur Bestimmung des Langzeitzuckers heißt HbA1c. Er wird über einen Labortest ermittelt und beschreibt den Anteil des mit einem Zuckermolekül beladenen Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) im Blut. Ist der Blutzucker dauerhaft erhöht, ist ein höherer Anteil des Hämoglobins mit Zucker beladen.

Bei einem HbA1c-Wert ab 6,5 Prozent (48 mmol/mol) ist die Diagnose Diabetes mellitus erfüllt. Ein normaler Blutzuckerwert liegt hingegen bei unter 5,7% (unter 39 mmol/mol). Weitere Tests sind notwendig, wenn sich der gemessene Wert zwischen diesen beiden Werten befindet.

Was beeinflusst den Blutzuckerspiegel?

Der Blutzuckerwert ist nicht immer gleich. Er schwankt im Laufe des Tages – auch bei gesunden Menschen. Folgende Faktoren beeinflussen den Zuckerspiegel:

 

Ernährung: Vor allem Kohlenhydrate beeinflussen den Blutzuckerspiegel. Schnell verwertbare Kohlenhydrate, wie Zucker oder helles Weißbrot, lassen ihn sehr schnell ansteigen, während Vollkornprodukte den Anstieg verzögern. Vorsicht auch bei Alkohol –Diabetespatienten sollten ihren Alkoholkonsum möglichst geringhalten, da Alkohol den Blutzuckerspiegel beeinflusst.

 

Sport und Bewegung: Körperliche Betätigung senkt den Blutzuckerspiegel. Diabetiker sollten ihre Zuckerwerte gut im Auge behalten und vor dem Sport eventuell etwas Kohlenhydrate zu sich nehmen oder ihre Insulindosis nach Absprache mit Arzt/-in bzw. Diabetes Berater/-in entsprechend anpassen.

 

Stress: Werden Stresshormone ausgeschüttet und die Stressreaktion eingeleitet, benötigt der Körper mehr Energie in Form von Glukose. Der Blutzuckerspiegel steigt in stressigen Situationen häufig an.

 

Erkrankungen und bestimmte Medikamente: Bei Krankheiten ist der Körper einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt. Besonders Fieber hat Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Auch die Einnahme von Medikamenten sollte mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin abgestimmt werden.

 

Menstruation: Hormonelle Veränderungen beeinflussen den Stoffwechsel und Blutzuckerspiegel. So kann es vorkommen, dass der Insulinbedarf im Laufe des Zyklus variiert. Auch dies kann mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin besprochen werden.

 

Nüchternblutzucker: Wie hoch darf der Zuckerwert morgens sein?

Diabetiker müssen ihren Blutzucker genau im Auge behalten und mehrmals täglich messen. Wichtig ist, nicht nur nach den Mahlzeiten, sondern auch morgens auf leeren Magen zu messen. Dieser Wert wird als Nüchternblutzucker bezeichnet.

Wann genau soll man den Nüchternblutzucker messen?

Der Nüchternzucker wird morgens direkt nach dem Aufstehen und vor dem Frühstück gemessen. Wichtig ist, dass die letzte Mahlzeit mindestens acht bis zehn Stunden zurückliegt. Vor dem Frühstück sind die Zuckerwerte niedriger als nach einer Mahlzeit.

Was ist einer normaler Nüchternblutzucker?

Der Blutzucker Normalwert im nüchternen Zustand ist niedriger als 100 mg/dl bzw. 5,6 mmol/l. Ist der Wert höher als 126 mg/dl, ist das ein Zeichen für einen Diabetes, der behandelt werden sollte.

 

Für Diabetes-Patienten liefern sowohl der Nüchternblutzucker als auch die Blutzuckerwerte nach dem Essen wichtige Informationen darüber, wie gut der Diabetes eingestellt ist. Liegt der sogenannte Gelegenheits-Blutzucker, also der Blutzucker im nicht nüchternen Zustand, bei einem Wert von über 140 mg/dl (7,8 mmol/l), sollten weitere Tests zur Überprüfung durchgeführt werden.

Überzucker: Wenn die Blutzuckerwerte zu hoch sind

Wenn die Blutzuckerwerte (BZ-Werte) zu hoch sind, spricht man von einer Überzuckerung oder auch Hyperglykämie. Eine Hyperglykämie entsteht, wenn zu viel Glukose aufgenommen wurde. Zum Beispiel, wenn eine größere Menge besonders zuckerhaltiger oder kohlenhydratreicher Nahrungsmittel verzehrt wurde, ohne sie durch eine entsprechende Gabe an Insulin auszugleichen. Erste Symptome können ein verstärktes Durstgefühl, häufiger Harndrang, Sehstörungen, Erschöpfung oder trockene und juckende Haut sein. Wird der Überzucker nicht behandelt, tragen die Gefäße langfristig Schäden davon – es kann zur Arteriosklerose, Nierenschwäche oder zum Schlaganfall kommen.

Ursachen für einen „Überzucker“ können sein:

Diabetes oder ein Schwangerschaftsdiabetes

Hormonstörungen aufgrund von Tumoren

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Erberkrankungen

Einnahme von bestimmten Medikamenten

Ab wann sind die Blutzuckerwerte zu hoch?

Ein Nüchternblutzucker über 100 mg/dl bzw. 5,6 mmol/l oder ein Blutzuckerwert nach dem Essen ab 140 ml/dl oder 7,8 mmol/l sind zu hoch.

 

Messen Sie regelmäßig Ihren Blutzucker und führen Sie ein Diabetes-Tagebuch, um im Falle eines Überzuckers schnell handeln zu können. Ist der Blutzucker ungewöhnlich hoch, sollten Sie Ihren Arzt kontaktieren.

Unterzucker: Zu niedrige Blutzuckerwerte

Der Blutzucker kann auch zu niedrig sein; dies wird als Unterzucker oder Hypoglykämie bezeichnet. Eine Unterzuckerung entsteht, wenn dem Körper nicht genügend Glukose zur Verfügung steht. Betroffen sind vor allem Diabetiker, bei denen die Insulindosis nicht optimal angepasst ist.

 

Es ist wichtig, die Symptome frühzeitig wahrzunehmen. Einen zu niedrigen Blutzucker können Betroffene anhand von verstärktem Hungergefühl, Schwindel, Müdigkeit, Zittern oder Schweißausbrüchen bemerken. Die Folgen von unbehandeltem Unterzucker können ein Kreislaufkollaps, Krampfanfälle sowie im Extremfall ein Schock bis hin zum Tod sein.

Ab wann sind die Blutzuckerwerte zu niedrig?

Werte niedriger als 70 mg/dl oder 3,9 mmol/l sind zu niedrig. Da eine Unterzuckerung sehr gefährlich werden kann, sollten bei einem Blutzuckerabfall schnelle Kohlenhydrate wie Traubenzucker oder gezuckerte Getränke, wie Organgensaft oder Limonade, eingenommen werden. Erholt sich der Blutzucker nicht nach wenigen Minuten, sollte umgehend ein Arzt / eine Ärztin kontaktiert werden.

Blutzuckerwerte bei verschiedenen Personengruppen

Blutzucker in der Schwangerschaft – Was ist ein Schwangerschaftsdiabetes?

Ein Schwangerschaftsdiabetes (sogenannter Gestationsdiabetes, manchmal auch als Typ-4 Diabetes bezeichnet) tritt bei einem kleinen Teil der schwangeren Frauen auf und ist die häufigste Begleiterkrankung einer Schwangerschaft.

Eine Schwangerschaft bedeutet auch Veränderungen für den Stoffwechsel. In Folge der Veränderungen kann es dazu kommen, dass die Glukose nicht mehr so schnell aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird.

Bei einer Routineuntersuchung wird bei schwangeren Frauen der Blutzucker bestimmt. In der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche wird häufig der orale Glukosetoleranztest (oGTT) durchgeführt. Sind die Werte erhöht, erfolgt ein weiteres Testverfahren.

Falls eine Ernährungsumstellung und körperliche Aktivität den Blutzuckerspiegel nicht normalisieren, ist eine Therapie mit Insulin notwendig.

Wann liegt ein Gestationsdiabetes vor?

Laut der S3-Leitlinie „Gestationsdiabetes mellitus (GDM)“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe liegt ein Gestationsdiabetes vor, wenn einer der folgenden Werte im 75-t-oGTT erreicht ist:

Nüchtern: > 92 mg/dl (5,1 mmol/l)

1-Stunde: ≥ 180 mg/dl (10,0 mmol/l)

2-Stunden: > 153 mg/dl (8,5 mmol/l)

Blutzuckerwerte im Alter

Ca. 25 bis 30 Prozent der über 75-jährigen Menschen sind an einem Diabetes, meist Typ 2, erkrankt. Da häufig noch andere Erkrankungen vorliegen, gibt es bei Patienten mit höherem Lebensalter einige Besonderheiten. Meist steht die Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund.

 

Im Alter wird häufig ein sogenanntes Geriatrisches Basisassessment beim Hausarzt durchgeführt. Hierbei wird unter anderem die Leistungsfähigkeit überprüft, um mögliche motorische und kognitive Funktionseinschränkungen festzustellen und die Selbstversorgungsfähigkeit zu beurteilen. Je nachdem, auf welchem Funktionsniveau der Patient sich befindet, wird die Therapie an die aktuellen Lebensbedingungen angepasst.

 

Grundsätzlich gelten zur Diabetes-Diagnose im Alter die gleichen Werte wie bei jüngeren Patienten.

Blutzuckerwerte Tabelle im Alter:

Nüchtern-Plasma-Glukose ≥ 126 mg/dl (7,0 mmol/l)

Zufalls-Plasma-Glukose ≥ 200 mg/dl (11,1 mmol/l) mit diabetestypischen Symptomen

HbA1c ≥ 6,5% (48 mmol/mol).

Von besonderer Wichtigkeit ist es, die Therapie individuell an den Patienten anzupassen. Der behandelnde Arzt wird sich mit dem Patienten genau abstimmen, um die Lebensqualität und Selbsthilfefähigkeit so hoch wie möglich zu halten.

Welche Blutzuckerwerte sind bei Kindern normal?

Bei Kindern tritt Diabetes meistens als Typ 1 auf. Beim Typ 1 Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. Typ 1 Diabetiker sind also ihr ganzes Leben lang darauf angewiesen, Insulin von außen zuzuführen.

 

Die Diagnose-Werte sind bei Kindern und Erwachsenen die gleichen. Diese können Sie aus der Blutzucker Tabelle entnehmen. Überschreitet der Nüchtern-Blutzucker an mindestens zwei verschiedenen Tagen einen Wert von 126 mg/dl, spricht das für eine Diabetes-Erkrankung.

 

Nach der Diagnosestellung erhalten Kinder und Eltern eine sogenannte Diabetes-Schulung, um mehr über die Erkrankung und ihre Behandlung zu erfahren.

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