Süßes Leben mit schweren Folgen: Folgeschäden bei Diabetes

Heimtückisch: Ein unentdeckter oder schlecht eingestellter Diabetes schlägt sich oft erst nach Jahren in schweren Folgeschäden nieder. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt die Gefäße, was wiederum dazu führt, dass Organe irreparable Schäden erleiden können.

Ein besonders fataler Zusammenhang besteht zwischen Diabetes und Herz: Herzinfarkt und Herzfunktionsstörungen gehen in vielen Fällen auf Diabetes mellitus zurück. Dabei können schon eine geringe Senkung des Blutzuckerspiegels und eine gute Blutdruckeinstellung die Risiken um bis zu 44 % senken.

Neben dem Herzen sind häufig die Augen betroffen (Diabetische Retinophathie), ebenso wie Durchblutungsstörungen der Füße (Diabetischer Fuß) und die Nieren (Niereninsuffizienz/diabetische Nephrophatie).

Herz- und Kreislauferkrankungen

Einer der gefährlichsten Folgeschäden ist die Gefäßkrankheit des Herzens, die sogenannte koronare Herzkrankheit (KHK). Herzinfarkt und Herzfunktionsstörungen sind nicht selten auf Diabetes mellitus zurückzuführen. Die Zahlen legen uns nahe, rechtzeitig eine Erfolg versprechende Therapie zu beginnen. Rund 27.000 Diabetiker erleiden jährlich einen Herzinfarkt und sogar 44.000 einen Schlaganfall. Aber auch hier sind Angst und Schrecken unangebracht. Zum Beispiel reduzieren schon eine relativ geringe Senkung des Blutzuckerspiegels und eine richtige Blutdruckeinstellung die genannten Risiken um bis zu 44 Prozent. Diabetiker sollten grundsätzlich regelmäßig den Blutdruck und die Blutfettwerte kontrollieren oder kontrollieren lassen. Um Folgeschäden an Blutgefäßen, Herz und Gehirn zu vermeiden, ist es erforderlich, Blutzucker, Blutdruck und Blutfettwerte optimal einzustellen.

Nervenveränderungen (Diabetische Polyneuropathie)

Kribbelt es in den Beinen? Fühlen sich diese taub an? Können Sie nicht mehr richtig unterscheiden, ob das Badewasser heiß oder kalt ist? Verspüren Sie in den Gelenken ein Brennen oder Schmerzen? Das alles sind charakteristische Merkmale für eine diabetische Nervenschädigung. Die Ablagerung von Zucker findet nicht nur an den Blutgefäßen statt, sondern auch an den Nerven. Das verhindert eine Weiterleitung der Impulse zu den Haut- oder Muskelnervenzellen und dem Rückenmark.

Dadurch erhalten die Nerven zu wenig Blut und Sauerstoff. Mit anderen Worten: Das Nerventransportsystem funktioniert immer schlechter. Auch hier gilt: Rechtzeitiges Erkennen hilft, Schäden zu vermeiden oder vorher im Test Erfolg versprechend zu egrenzen. Empfehlung bei Diabetes: jährlich einmal eine schmerzlose neurologische Bestandsaufnahme.

Diabetische Retinopathie: Wenn der Blutzucker ins Auge geht

Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerwert führt bei vielen Diabetikern zu Gefäßschädigungen am Auge (diabetische Retinopathie). Durchblutungsstörungen können zum Beispiel eine Netzhautablösung zur Folge haben. Statistisch gesehen haben Diabetiker gegenüber gesunden Menschen ein 25-fach erhöhtes Risiko zu erblinden. Augenschädigungen lassen sich durch einen gut eingestellten Blutzuckerspiegel und Laserbehandlungen vermeiden.

Diabetische Nephropathie

Die Nieren sind bei Diabetes mellitus besonders gefährdet. In den Nieren filtern feinste Blutgefäße Gift- und Abfallstoffe aus unserem Körper. Liegt der Gehalt des Blutzuckers über lange Zeit zu hoch, können diese Gefäße regelrecht „verstopfen“. Das bedeutet: Der Körper ist irgendwann nicht mehr in der Lage, die ausgefilterten Gift- und Abfallstoffe mit dem Urin auszuscheiden.

Man spricht in diesem Fall von einer Niereninsuffizienz infolge von Diabetes oder diabetischer Nephropathie. Im schlimmsten Fall bedeutet das für den Betroffenen eine regelmäßige Dialysetherapie.

Weil sie keine Schmerzen verursacht, wird eine Niereninsuffizienz häufig übersehen. Sie kann allerdings bei gezielten Kontrolluntersuchungen leicht und frühzeitig erkannt werden.

Im Falle eines sehr seltenen Phäochromozytoms können die Nieren auch zum Verursacher von Diabetes werden.

Diabetisches Fußsyndrom

Zu hohe Blutzuckerwerte schädigen nicht nur die Gefäße, sondern auch die Nerven. Die Folgen davon machen sich meistens in den Füßen bemerkbar, oft zunächst als Kribbeln. Häufig geht das Temperatur- und Schmerzempfinden in den Füßen zurück – mit fatalen Folgen: Verletzungen werden gar nicht oder zu spät bemerkt, es kann zu Infektionen kommen. Auch die Wundheilung ist durch den entgleisten Blutzucker gestört. Lässt sich die Infektion nicht aufhalten, können Amputationen nötig werden.

Derartige Folgen lassen sich durch eine frühe Diagnose und eine gute Blutzuckereinstellung vermeiden. Eine gründliche Fußpflege hilft außerdem dabei, die unteren Gliedmaßen gesund zu erhalten. Dazu gehört: Die Füße gut trocken halten, vor allem die Stellen zwischen den Zehen nach dem Waschen stets gut abtrocken. Verletzungen lassen sich vermeiden, indem man auf Barfußgehen verzichtet und gut sitzende Schuhe trägt. Ein regelmäßiger Besuch bei einem Fußpfleger sollte zur Gewohnheit werden.

Diabetische Ketoazidose

Die diabetische Ketoazidose (DKA) gehört zu den schwerwiegenden akuten Komplikationen des Diabetes mellitus. Sie ist eine Form der Stoffwechselentgleisung aufgrund von Insulinmangel. Infolge des Insulinmangels wird der Energiebedarf durch Fettverbrennung abgedeckt. Das Abbauprodukt dieses sogenannten „Hungerstoffwechsels“ ist Aceton beziehungsweise sind Ketone. Ein Anstieg der Ketone im Blut kann den Körper lebensgefährlich übersäuern und erfordert dringend eine Behandlung dieser Akutkomplikation.

Eine diabetische Ketoazidose (DKA) tritt im Erwachsenenalter nicht sehr häufig auf, ist allerdings die häufigste Todesursache bei diabetischen Kindern. Ketone können im Blut viel früher bestimmt werden als im Urin und gelten somit als Frühwarnsignal.